Nachdem wir letztes Jahr das Projekt mit
dem Brunnen in Ghana erfolgreich zu Ende gebracht haben, denke ich, dass wir
alle überzeugt sind etwas Sinnvolles bewirkt zu haben und, so wie ich da und
dort höre, auch diese Saison wieder ein Projekt auf die Beine bringen wollen.
Ich habe mich ein wenig umgesehen. Zunächst hatte ich die Hoffnung vielleicht
etwas in der näheren Umgebung zu finden. Etwas wo wir einer akuten Notlage
begegnen könnten. Zumal sich bei meiner Suche herausstellen sollte, dass eine
Hilfe etwa in Somalia, oder Nord-Kenia, wo die Not besonders gross ist, aus
politischen und anderen Gründen, praktisch unmöglich ist. Ich denke auch, dass
niemand von uns mit einer anonymen Spende, die unter tausend anderen, in
unbekannten Kanälen abtaucht, wirklich
glücklich wäre.
Unter vielen
weiteren Projekten, die ich gefunden habe, ist mir eines besonders angenehm
aufgefallen. Unter dem Namen „Madamfo Ghana“, was übersetzt soviel wie Freund Ghanas
bedeutet, hat Bettina Landgrafe, eine deutsche Krankenschwester ihre ganze
Kraft auf ein Projekt in Ghana verwendet. Neben Schulen, Krankenstationen,
Kindergärten, Impfungen, Registrierungen von Kindern, Patenschaften, fällt in
ihrer Arbeit besonders angenehm auf, dass sie sich bemüht, ihre ins Leben
gerufenen Institutionen in die Verantwortung des Staates zu übertragen. Auch
ihre Prämisse, soviel wie möglich Einheimische in die Arbeit einzubinden, zeugt
von ihrem klugen Blick nach vorne. In einer Stern-Reportage etwa war zu sehen,
wie sie Sklavenkinder befreit. Diese Kinder müssen hart arbeiten für Fischer am
Voltasee. Da die Fischer wiederum ohne diese Billigst-Sklaven nicht genügend
verdienen, hat Bettina ein Fischzuchtprojekt für die einheimischen Fischer ins
Leben gerufen und so einen dauerhaften Erwerb,
ohne die Versklavung von Kindern, die zum Teil schon im Alter von fünf
Jahren für umgerechnet etwa 20 – 30 Euro von ihren Eltern verkauft wurden,
ermöglicht. Es geht also immer um Hilfe zur Selbsthilfe, in der Regel darum den
Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen.
Ich habe deshalb
an Bettina Landgrafe geschrieben und sie gefragt, was, wenn unsere Gruppe und
vielleicht noch ein paar aus unseren Freundeskreisen, für eine Unterstützung
eines ihrer Projekte gewonnen werden könnten, besonders hilfreich im Sinne
einer punktuellen Hilfe sein könnte. Bettina Landgrafe hat sehr prompt und
ausführlich geantwortet, dass ihr das Projekt Schulspeisung besonders am Herzen
liege. Es geht in der Sache darum, dass Kinder, die in ihren Schulen und
Kindergärten aufgenommen wurden, wenigstens eine vollwertige Mahlzeit am Tag
bekommen. Es nütze wenig, hat sie mir geschrieben, wenn die Kinder einseitig,
oder sogar unternährt die Schule besuchen und in diesem Zustand kaum lernfähig
seien. Auch bei diesem Projekt werden die Nahrungsmittel auf den einheimischen
Märkten gekauft und so die lokale Wirtschaft eingebunden.
Ich finde, wir
sollten über das Projekt miteinander reden. Natürlich würde ich mich freuen,
wenn Ideen auch von anderer Seite kämen.
Vielleicht noch
ein Wort zur Problematik der Hilfen für Afrika. Es stimmt, dass sich in den
letzten fünfzig Jahren, in denen es Entwicklungshilfe für Afrika gibt, wenig
entwickelt hat. Es stimmt, dass Unsummen, die als Hilfe für die Ärmsten der
Armen gedacht waren, in dunklen Kanälen verschwinden. Es stimmt, dass das
meiste Geld in Afrika in Bürgerkriege investiert wird. Es stimmt, dass
multinationale Konzerne mit der afrikanischen Misere Unsummen verdienen. Es
stimmt, dass ein Grossteil aller Anstrengungen in Afrika von der
allgegenwärtigen Korruption gefressen wird. Aber was frage ich, kann der arme
Schlucker dafür, was können unschuldige Kinder dafür? Und kann man deswegen
einfach wegsehen und die Opfer dieser Misere, Hunger, Krankheit,
Zukunftslosigkeit, oder dem Tod überlassen. Könnten wir, wenn wir ein Kind vor
unserer Türe verhungern sehen würden, einfach wegsehen. Und ist der Unterschied
wirklich nur der, dass das alles etwas weiter weg ist?
Gitty und ich,
wir sind uns einfach bewusst, wie gut es uns geht, und es ist uns eine
Selbstverständlichkeit, dass wir das, was wir ohne einen schmerzlichen Verlust
zu spüren entbehren können, gerne mit anderen, denen es nicht so gut geht
teilen wollen.
Im Zuge der
Ermittelung habe ich das Buch von Bettina Landgrafe „Weisse Nana, mein Leben
für Afrika“ gekauft. Gerne gebe ich das Buch zum lesen weiter, besser gesagt,
ich empfehle dringend das Buch zu lesen, da darin Bettinas Projekte, ihre Art
diese zu führen und die Verwendung von Spendengeldern detailliert aufgeführt
sind. Natürlich freut sich Bettina über jedes verkaufte Buch.